2012/10/29

Hôryûji - Tempel der Lehre Buddhas & älteste Holzbauten

Der Hôryû-ji (法隆寺) liegt in der Präfektur Nara, allerdings nicht in Nara Stadt, sondern in der Stadt Ikaruga. Besondere Bedeutung erhält der Horyû-ji dadurch, dass auf dem Tempelgelände die ältesten noch erhaltenen Holzgebäude der Welt stehen, weswegen er 1993 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen und unter Denkmalschutz gestellt wurde. 

Ältestes Gebäude aus Holz: der Hôryû-ji
Jedes Mal als ich Nara besuchte, wollte ich auch zum Hôryû-ji gehen, doch es hat sich leider nie ergeben, da er doch weiter weg von der Stadt Nara liegt und sich meine Ausflüge nach Nara immer stets auf das Stadtgebiet beschränkt hatten. Dieses Mal war es aber wenigstens so weit! 

Vom Bahnhof Nara aus fährt man mit der Yamatoji Linie (大 和路線) bis zum Bahnhof Hôryû-ji, der Tempel selbst ist jedoch weit weg vom Bahnhof, allerdings ist diese Strecke mit einem ungefähr 20minütigen Fußmarsch schon zu bewältigen. (Ansonsten gibt es auch eine Busverbindung direkt zum Tempel)


Glücklicherweise waren wir an einem Wochentag und noch dazu am Vormittag beim Hôryû-ji, doch nach Mittag trudelten bereits viele Touristengruppen (aus China oder auch aus Okinawa) ein. Da wir das Tempelgelände noch sozusagen in aller Ruhe besichtigen konnten, war es besonders schön und eindrucksvoll. 
Warum ich stets den Hôryû-ji besuchen wollte, zeigt ein kurzer Blick auf die Geschichte und Bedeutung des Tempels:

Im Jahr 607 ließ der Prinzregent Shotoku Taishi (聖徳太子, 574-622) gemeinsam mit der Kaiserin Suiko den Hôryû-ji errichten. Eigentlich hegte Shotoku Taishis Vater, der Kaiser Yômei (用明天皇, 540-587), den Plan, als Dank für seine Genesung einen Tempel samt Buddhastatue errichten zu lassen, jedoch - so wollte es scheinbar das Schicksal - verstarb der Kaiser und sein Sohn errichtete nach dem Tod des Kaisers den Hôryû-ji. 

In Nara setzte die Herbstlaubfärbung bereits zaghaft ein

Shotoku Taishi spielt eine tragende Rolle in der Geschichte des Buddhismus in Japan, da er im Jahr 594 den Buddhismus zur Staatsrelgion Japans ernannte und im Jahr 604 die 17-Artikel-Verfassung (十七条憲法, jûshichijô kenpô), das erste staatsrechtliche Dokument Japans, erstellte. Das von konfuzianischen und buddhistischen Ideen geprägte Dokument sollte das Wesen der gerechten Herrschaft festhalten.


Kondô - die Haupthalle des Hôryû-ji
Nicht nur die ältesten noch erhaltenen Holzgebäude der Welt und ein 1993 vergebener UNESCO-Weltkulturerbe-Titel, sondern auch die starke Verbindung zu Shotoku Taishi und dessen Einfluss auf die Bildung des zukünftigen japanischen Staates im 7. Jahrhundert sind von großer Wichtigkeit. 

Viele Verzierungen der Dachgiebel auf dem Gelände des Hôryû-ji
stellten japanische Oni (Teufel) dar
Tempelgelände des Hôryû-ji
Das Tempelgelände des Hôryû-ji selbst ist irrsinnig groß und der Eintritt zum Inneren des Geländes kostet 1,000 Yen. Klingt teuer, ist allerdings ein fairer Preis, den man kann mit dem Ticket den Sai'in Garan (西院伽藍, Westlicher Bezirk), den Tô'in Garan (東院伽藍, Östlichen Bezirk) mit der Halle der Visionen (夢殿, yume-dono) sowie die Daihôzô'in (大宝蔵院, Galerie der Tempelschätze) besuchen. 

Die Große Vortragshalle: daikôdô
Sai'in Garan - westlicher Bezirk
Den Sai'in Garan betritt man durch das südliche Haupttor (南大門, nandaimon, 14. Jhd) und im Inneren des durch Mauern abgeschlossenen Bezirks befinden sich die Haupthalle (金堂, kondô), die fünfstöckige Pagode (五重塔, gojûnotô), die Große Vortragshalle (大講堂, daikôdô), sowie das Glockenhaus (鐘楼, shôrô) und die Sutrahalle (経蔵, kyôzô). Entlang der Mauern folgt der Kreuzgang (回廊, kairô). Folgt man den Kreuzgang steuert man auf das Mittlere Tor (中門, chûmon) zu. 
Die fünfstöckige Pagode

Die Haupthalle, die fünfstöckige Pagode und das Mittlere Tor stammen aus dem 7. Jhd und stellen somit die ältesten noch erhaltenen Holzbauten der Welt dar. Die Pagode hat eine Höhe von 31,5 Metern und ist das wichtigste Heiligtum des Hôryû-jis. Und ganz nebenbei die älteste Pagode Japans. In der Haupthalle werden die Heiligtümer aufbewahrt, denen der Tempel geweiht ist. Darunter befindet sich eine geschnitzte Dreiergruppe, die den historischen Buddha (Siddharta) und seine beiden Begleiter Monju Bosatsu und Fugen Bosatsu darstellt. 

Tô'in Garan - östlicher Bezirk
Durchschreitet man das Mittlere Tor und folgt dem langen Weg gegen Osten gelangt man durch das Östliche Haupttor (東大門, tôdaimon) zum Tô'i Garan - dem östlichen Bezirk - der Tempelanlage. Der Tô'in Garan wurde im 8. Jahrhundert auf dem Gelände des früheren Ikaruga-Palastes (斑鳩宮, Ikaruga-no-miya) erbaut und ist etwas jünger als der Sa'in Garan. 
Das wohl wichtigste Gebäude ist der achteckige Pavilion in Mitten des Tô'in Garan - die Halle der Visionen (夢殿, yume-dono, bzw. auch Traumhalle). In ihr wird eine lebensgroße Statue Shotoku Taishis aufbewahrt und der Pavilion wurde zu seinem Gedenken errichtet. Die Statue des Prinzens stammt aus der Asuka-Zeit (飛鳥時代, asuka jidai, 538 oder 592–710) und befindet sich heute noch in einem perfekt erhaltenen Zustand. 

Halle der Visionen - yumedono

Weitere Gebäude des Tô'in Garan sind die Halle der buddhistischen Lehren (電報堂, denpôdô), einst die Residenz der Gattin Kaiser Shômus (聖武天皇, 701-756) war und nach der Errichtung des Tô'in Garan die Funktion einer buddhistischen Halle erhielt; das Östliche Glockenhaus (東院鐘楼, tôin shôrô); das Shariden (舎利殿, Reliqienhalle), in dem die Reliquien Buddhas aufbewahrt werden, die aus den Handflächen des 2jährigen Prinzen Shotoku Taishis entsprangen, als er seine Hände zum Gebet faltete, und gleich daneben die Halle der Malerei (繪殿, eden).

Das jüngste Gebäude auf dem Gelände: die Galerie der Tempelschätze


Galerie der Tempelschätze
Die Galerie der Tempelschätze (大宝蔵院, daihôzôin) befindet sich zwischen dem Sa'in Garan und dem Tô'in Garan und enthält auch das neueste Gebäude des Hôryû-jis, die 1998 fertiggestellte Halle der Kudara-Kannon (百済観音堂, kudara-kannon dô). Die Halle der Kudara-Kannon dient als Museum und in ihr werden viele wichtige japanische Kulturschätze ausgestellt und die Geschichte des Hôryû-jis erzählt wird. Zu den wertvollsten Schätzen zählt eine geschnitzte Statue der Kudara-Kannon (7. Jhd) und eine neunköpfige Kannonbosatsu aus dem China der Tang-Dynastie (618-907). 

Spezialität Naras: Kaki
Eine Spezialität Naras sind Kaki, in der Umgebung des Hôryû-jis gab es einige Restaurants, die Hauptgerichte und Eis aus Kaki anboten. Ich hab mich für Kaki-Udon und Kaki-Eis entschieden gehabt. Die angenehm warmen Temperaturen erlaubten es einem, noch einmal in den Genuss von Eis zu kommen. :D


Kaki-Udon



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