2016/03/06

Nekonomics - Japans Katzenwirtschaft

Retten Katzen Japans Wirtschaft? Auch wenn das nach einem Scherz klingt, wurde dieses Thema ernsthaft in den Nachrichten gebracht. Und zwar letzten Monat, am 22. Feber. Das ist nämlich der Tag der Katze in Japan. Und ein Schlagwort fiel in diesem Zusammenhang: Nekonomics ネコノミクス - Katzenwirtschaft.



Nekonomics setzt sich aus dem jap. Wort für Katze "Neko" und "-nomics" (Wirtschaft) zusammen und ist offensichtlich an die "Abenomics" genannte Wirtschaftspolitik des Premiers Abe angelehnt. Jedoch haben Nekonomics und Abenomics abgesehen von der wirtschaftlichen Komponente nicht viel gemein. Denn "Nekonomics" heizt der japanischen Wirtschaft gewaltig ein. Nekonomics erzielten 2015 einen Umsatz von über 2,3 Billionen Yen.

Ultra Station Master Tama, die Erste
Aus dem englischen Pamphlet der Wakayama Dentetsu

Das Katzen in Japan beliebt sind, ist nichts Neues. Wer die japanischen Holzschnitte - ukiyo-e - kennt, weiß, dass Katzen bereits in der Edo-Zeit ein beliebtes Motiv waren. Allen voran kommen dabei die ukiyo-e von Utagawa Kuniyoshi (歌川国芳) oder Utagawa Hiroshige (歌川広重). Das Kätzchen, das mit seiner Pfote das Glück hereinwinken soll (manekineko, 招き猫) ist nicht nur bei Touristen ein beliebtes Mitbringsel und manchmal werden sogar echte lebende Katzen zu Bahnhofsvorsteher(Innen), wie zB Tamachan, eine dreifärbige Katze. Tamachan, die Erste, verstarb August letzten Jahres im hohen Alter von 16 Jahren und hatte den Posten eines "Ultra Station Masters" inne. Mittlerweile hat Tama die IIte, auch Nitama genannt und ebenfalls dreifärbig, das Erbe angetreten und versieht ihren Dienst am Bahnhof KIshi von Wakayama Electric Railway.  Tama ist so beliebt, dass die Nachricht über ihr Ableben es sogar in den Standard schaffte (was als Katze allerdings nicht besonders schwierig ist ;))

Manekineko bringt Glück herein

Nekonomics profitieren natürlich von der Katzenliebe. Aber auch die alternde Gesellschaft Japans hat viel damit zu tun. Da alte Leute weniger agil und nicht so fit sind wie Junge, löst langsam aber sicher die Katze den Hund als Lieblingshaustier der Japaner ab. Im Moment stehen 9,96 Millionen Katzen 10,35 Millionen Hunden gegenüber, wobei allerdings die Anzahl der Katzen in den letzten 3 Jahren um 3,7% stieg, während die Hundeanzahl im gleichen Zeitraum um 13% abgenommen hat. 

Weiters versuchen auch viele kleine Städtchen mit ihren "Grätzel-Katzen" (chiiki-neko, 地域猫), also frei lebenden Katzen, die von den Anrainern gepflegt und gefüttert werden, Touristen anzulocken. Das bekannteste Beispiel ist die Stadt Onomichi in Hiroshima, die zB eine Route durch die Stadt anbietet, bei der man mit ganz vielen Katzen in Berührung kommt. 
Sogenannte Katzen Cafés, neko kissa (猫喫茶), erfreuen sich auch weiterhin grosser Beliebtheit und ein Ableger, das Cafe Neko, hat es sogar bis nach Wien geschafft. 

Katzen sind überall! Werbespot von Y!Mobile mit Pelztigern

Auch Werbung kommt besser bei den Konsumenten an, wenn sie von einer Katze begleitet wird. Laut J-Cast gibt es 1,5 mal mehr Werbung mit Katzen als letztes Jahr - ein beliebtes Beispiel ist die Werbung mit Futenyan von Y!Mobile. Weiters erfreuen sich immer mehr Games für Smartphones in Japan an Beliebtheit und ein unerwarteter Hit war Neko Atsume (Kitty Collector) für Android, wobei man bei diesem Spiel - nun ja wer hätte es auch anders erwartet - Kätzchen sammeln muss. Mitterlweile gibt es das Spiel auch in einer englischen Version.

Katzen-Sushi!
Das erfüllt wieder einige Klischees der asiatischen Küche gegenüber ;)
Nekonomics sind mittlerweile zu einem gewichtigen Teil der japanischen Wirtschaft geworden. Doch wo Licht, da auch Schatten - der Katzen-Boom ist dabei keine Ausnahme.
In Japan gibt es noch immer unzählig viele "wilde Katzen", noraneko, die entweder von ihren Besitzern ausgesetzt wurden oder eben die Nachfahren von ausgesetzten Katzen sind. In letzter Zeit versuchen kleine Gemeinden und Städte diese Katzen einzugliedern, indem sie sie zu chiiki-neko, also sowas wie Grätzelkatzen, machen und für eine Kastration sorgen.

Auch gibt es mittlerweile Katzencafes, die keine Katzen aus der Tierhandlung, sondern Katzen aus dem Tierheim oder ausgesetzte Katzen beherbergen. Neko Republic geht da mit guten Beispiel voran und betreibt mittlerweile Cafes in Tokyo, Osaka und Gifu.
Allerdings werden in Japan noch immer jedes Jahr bis zu 100.000 ungewollte (oder unverkaufte) Katzen eingeschläfert, vor allem kleine ungewollte Kätzchen.

Anzahl eingeschläferter Katzen in Japan im Jahr 2014
Blau: 7.704 - Hauskatzen/Kätzchen
Rot: 61.618 - Unbekannt(=wilde Katzen)/Kätzchen
Grün: 8.838 Hauskatzen/ausgewachsene Katzen
Lila: 19.762 Unbekannt/ausgewachsene Katzen

Der Katzen Boom wirkt sich sicherlich positiv auf die japanische Wirtschaft aus, und an und für sich sind Nekonomics auch nichts Schlechtes, sondern was Gutes. Wer will denn nicht mit Katzen-Goodies eingedeckt sein? Allerdings sollte man auch bevor man sich ein Tier nach Hause holt bedenken, dass die süßen Kätzchen Lebewesen mit Anspruch auf artgerechte Haltung sind. Was passiert mit ihnen, wenn sie nicht mehr gewollt sind? Was passiert, wenn der Besitzer sich aufgrund seines Alters nicht mehr kümmern kann? Was passiert, wenn die Katze selbst alt und pflegebedürftig wird? (Ja, auch das muss bedacht werden! Wir haben eine demente Katze, was sehr anstrengend sein kann...!)


Der Katzen-Boom und Nekonomics, sowie Katzencafes wie Neko Republic könnten allerdings auch dazu beitragen, dass noch mehr Leute Interesse an und somit dadurch auch ein besseres Bewusstsein gegenüber Katzen und/oder Haustieren entwickeln. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen