2011/03/13

Einzug in die neue Wohnung + schlimmstes Erdbeben in Japan seit 1200 Jahren...!

Am 11. März 2011 sind wir in unsere neue Wohnung eingezogen! Beim Check out aus dem Hotel und Übersiedeln in die neue Wohnung in Inadadsutsumi (gerade nicht mehr Tokyo, sondern Kawasaki-Stadt) lief alles gut, außer dass mein Freund seinen Laptop im Hotel vergessen hat. Beim Rückweg von den Katzen wollte er ihn abholen.

Ich war inzwischen alleine in der Wohnung und hab im leeren Tatami-Zimmer am Boden geschlafen, als plötzlich alles zu wackeln begonnen hat. Die Schiebetüren haben geklappert wie verrückt und in meiner Verwirrung wusste ich zuerst nicht, wo ich hinaus sollte, bin also zuerst mal in den Garten gesprungen. (Wohnung ist im Erdgeschoss und hat einen kleinen - aber für japanische Verhältnisse großen - Garten) Der Garten kam mir dann doch zu gefährlich vor und ich bin wieder rein, hab meine Tasche und meinen Mantel gepackt und bin zur Tür raus auf den großen Parkplatz direkt vorm Haus.



Dort sind schon zwei alte Leute, eine Frau und ein Mann, gestanden und haben mich zu sich gewunken. Es hat recht stark gebebt, ich bin immer gewankt und hab die Strommasten über mir beobachtet. Nach einigen Minuten war es vorbei und die alte Frau meinte, es sei das schlimmste Erdbeben in ihrem Leben gewesen. Ich dachte, sie übertreibt, weil es mir doch net so stark vorgekommen ist, dass eine ca 70jährige Frau sowas noch nie erlebt hat. Als sich alles wieder beruhigt hat und ich die neuen Nachbarn kurz kennen lernen konnte sind wir wieder in die Wohnungen. Hab versucht meinen Freund zu erreichen, der mir ca 10 Minuten vorm Beben geschrieben hat, dass er sich jetzt auf den Heimweg macht - aber Handynetz total überlastet!



Und dann kam das zweite Beben, dieses Mal hatte ich mich auf das Nachbeben schon vorbereitet und hatte Schuhe und Mantel bereits an, Reisepass und Geldbörse in die Tasche, die griffbereit neben der Tür, den Haustürschlüssel in der Hosentasche.
Zweites Beben, wieder aus. Die alte Frau hatte sich scheinbar auch vorbereitet, sie kam vom dritten Stock mit einer Katze in einer Box runtergelaufen, meinte aber, dass noch eine zweite in der Wohnung sei, die sie nicht fangen konnte.
Eine andere Nachbarin is am Rad dahergekommen und die alte Frau is wieder rauf, die zweite Katze suchen. Inzwischen wieder leichtere Nachbeben, Katze schreit. Die Frau kommt runter, alleine ohne Katze, die hat sich so versteckt, dass sie nicht weiß wo sie hin is.
Es war dann wieder halbwegs in Ordnung, bin zurück in die leere Wohnung, die Nachbeben waren so leicht, dass man nicht wirklich auf den Parkplatz flüchten musste. Es ist auch nichts kaputt geworden, keine Risse in den Wänden, keine gebrochenen Fenster oder ähnliches.

Allerdings hat das Handynetz überhaupt nicht funktioniert! Hab an alle meine Leute Mails geschrieben, letztendlich hab ich erfahren, dass die ca 4-5 Stunden nach dem Beben angekommen sind. Zunächst im 10, dann in 2-Minuten abstand hab ich versucht meinen Freund zu erreichen. Inadadsutsumi war total in Ordnung, aber wie sieht der Rest von Tokyo aus?! Der erste Tag ohne Fernseher und Internet und dann muss mir sowas passieren! Ich halts eh net aus, wenn ich einen Tag lang net Zeitung lesen kann.

Dachte, mein Freund würde vielleicht 2 oder 3 Stunden verspätet kommen, so waren die Verspätungen bei den Zügen beim Erdbeben in Shizuoka von 2009. Also hab ich bis halb 7 Uhr Abends gewartet. Inzwischen ist der von mir bestellte Futon angekommen, der Lieferant meinte, er habe auch seit dem Beben keinen Kontakt mehr mit der Firma.
Eigentlich war ausgemacht, dass wir um 6 oder 7 Uhr abends nach Yokohama zu einem Uniprof. von meinem Freund fahren, aber das hat sich wohl erledigt. Ich wurde hungrig und dachte, geh Ryu bis zum Bahnhof entgegen, hab ihn natürlich net erreicht. Dabei wollte ich schaun, wie viel Verspätung die Züge haben und dann seh ich.... sie fahren nicht mehr.
Keine Züge, kein Handynetz. Aber ansonsten war alles normal, die Leute haben gelacht, sind ihrer Arbeit nachgegangen, haben eingekauft. Es war unheimlich still..

Letztendlich konnte ich ihn erreichen, er war gerade Unterwegs von Omiya nach Inadadsutsumi - mit dem Drahtesel! Nicht mit seinem Rennrad, sondern wirklich mit so einem typischen japanischen Oma-Fahrrad, das er sowieso irgendwann nach Inadadsutsumi bringen wollte. Letztendlich hat er von Omiya bis nach Hause über 4 Stunden gebraucht. Nachher sind wir essen gegangen und die Geschäfte haben ganz normal gearbeitet.

Hab über Handymail - nachdem die Mails, aber nicht die Telefone wieder funktionierten - von Leuten aus Österreich die Nachrichten übermittelt bekommen. Abends noch mit meiner Mutter telefoniert.

Schlimmstes Erdbeben seit 1200 Jahren, Tote in ganz Nordjapan und sogar Tokyo, auf Odaiba und Chiba brennts, so gut wie ganz Sendai ist von einem riesigen Tsunami flachgemacht worden. Und Probleme im AKW Fukushima, ca 250 km nördlich von Tokyo.

Die erste Nacht konnte ich nicht schlafen, hab jedes noch so schwache Nachbeben gespürt. Ryu war so tot vom Radfahren, dass er wie ein Stein gepennt hat...

2 Kommentare:

  1. Ich muss festellen Augenzeugenberichte gehen mir schon nah und ich fieber mit.
    Es ist gut zu hören das dir nichts übles passiert ist. Die ganze Welt fiebert mit was die AKWS angeht. Es ist schon so schlimm genug was das Megabeben angestellt hat aber das noch Verstrahlung dazu kommt ist ein wirklich großes Übel was sich auf Gernationen dannach auswirkt.
    Ich drücke Euch da drüben wirklich die daumen das schlimmeres verhindert wird und die Aufbau arbeiten vorangehen ...
    Ich habe übrigens heute an der jap. Botschaft mit einen guten Freund unsere Anteilnahme mit Blumen mitgeteielt. Die Menschen die aber Angehörige haben oder Leute aus jap. kennen habens sehr schwer. Alles Gute roterroggen.

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  2. Ich finde es auch schrecklich, was passiertist. Das es am Tag des Einzugs passiert ist, ist wohl ein dämlicher Zufall. Uns ist nichts passiert, ich habe am ersten Abend auch nicht gewusst was los ist und leider von mir auf alle anderen geschlossen. (Es waren ja alle in Inadadsutsumi okay!)
    Erst als ich die Bilder sah, konnte ich es nicht glauben. Und dann noch das AKW - alles wie aus einem schlechten Katastrophenfilm und wir sind dabei, als unfreiwillige Darsteller.

    Es gibt bereits Spendenaktionen vom Roten Kreuz, Caritas, aber auch von der Wiener Japanologie! Es freut, dass sich die Leute so engagieren und ich werde mitmachen.

    Hoffentlich kriegen sie das AKW im Griff. Als wären die Menschen in dem Katastrophengebiet nicht schon genug durch Erdbeben, Tsunami und nun auch Kälte und Versorgungsmängel gestraft...

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