2012/06/07

Kyûshû Special: 4. Tag Nagasaki & Friedenspark

Der zweite Tag in Nagasaki stand im Zeichen der Atombombe. (Hier befindet sich ein Eintrag von mir über den Atombombenabwurf auf Nagasaki)

Monument im Friedenspark von Nagasaki

Zunächst haben wir den Nagasaki Friedenspark besucht, in dem ein großes Denkmal in Form eines muskulösen Mannes steht, der mit einer Hand nach oben (von wo die Bombe kam) und mit einer Hand in die Richtung des Hypozentrum der Atombombe zeigt. Dieser Park war sehr stark besucht, ich denke, bei den ganzen Sehenswürdigkeiten von Nagasaki haben wir hier und in der China Town die meisten Touristen angetroffen.

Ausmaß der Zerstörung:
Violette Bereiche wurden komplett zerstört und/oder verbrannten; grüne Bereiche wurden teilweise zerstört

Im Park selbst, wo es auch eine schöne Brunnenanlage gibt, stehen viele verschiedene Statuen, die von anderen Ländern zum Gedenken der Opfer gespendet wurden. Dabei überwiegen interessanterweise kommunistische Länder, auch ein altes Denkmal der DDR gibt es und einen Baum, den Honecker geschickt hat.
Der schwarze Obelisk markiert als Mahnmal das Hypozentrum der Atombombe.
Daneben ein Gebäudeteil der Urakami Kathedrale.
(Stört im Hintergrund: ein Love Hotel...)

Unweit vom Friedenspark, der zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges ein Gefängnis war, welches durch die Atombombe komplett zerstört wurde (und was niemand überlebt hat), befindet sich das Hypozentrum der Bombe, welches auch in einen Gedenkpark umgewandelt wurde. Hier wurde auch der Teil der Urakami Kathedrale, die durch die Atombombe zerstört worden war. In der Mitte des Parks markiert ein schwarzer Obelisk die Stelle, an der das Hypozentrum der Bombe war.
Chirin chirin aisu
Chirin chirin Aisu
Im Park war es ziemlich heiß und es gab nur wenig Schatten, doch an einem schattigen Plätzchen war eine alte Frau, die Eis verkaufte. Das Eis ist bekannt für Nagasaki und wird chirinchirin aisu (ちりんちりんアイス,  "Klingel-Eis") genannt, weil bei dem kleinen Eiswagen eine Klingel dabei ist. In der Hitze tat ein Eis gut und ich denke die alte Frau hat an diesem Tag enormen Umsatz gemacht, weil viele Leute sich für das Eis, angestellt haben welches ein einfaches Zitroneneis mit Eissplittern (also crushed ice) ist und auf das Hörnchen in Form einer Rosenblüte drapiert wird. Man findet überall in Nagasaki diese alten Frauen, die das chirinchirin aisu aus ihren kleinen Eiswägelchen verkaufen.

Die Reste des Sannô-Schreins nach dem Atombomben-Abwurf
Sannô Jinja
Nach dem Hypozentrum ging's zum Sannô Schrein (山王神社), bzw zu dem, was von dem Schrein übrig geblieben ist. Das einbeinige torii (jap. Schreintor) des Sannô Schrein ist der Rest, der von der Atombombe übrig gelassen wurde.
Das einbeinige torii heute
Es steht einsam und um ein paar Grad verdreht seit dem Bombenabwurf da, als stummes Mahnmal. In der Nähe es einbeinigen toriis befinden sich auch zwei große Bäume, in einem kleinen Schreingelände denen die Bombe ebenfalls einiges zugesetzt hat, aber sie leben noch und gedeihen wieder.

Es gibt auch Positives:
Dieser Baum hat den Atombombenabwurf überlebt und sich mittlerweile zu einem Prachtkerlchen gemausert

Suwa Jinja
Mit den kleinen niedlichen Straßenbahnen, die gut vernetzt durch Nagasaki sausen und es einem erleichtern, noch schneller als zu Fuß zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zu kommen, sind wir zum Suwa Jinja (諏訪神社) gefahren, wo allerdings leider - da der Feiertag "Tag des Kindes" war - ein Sportfest mit Volksschulkindern abgehalten wurde, weswegen dementsprechende Menschenmassen (Mütter mit ihren gentei bôshis...!) waren, die das Sportevent ausgiebig feiern wollten. Ich habe mir meinen ersten Stempel für mein Stempelbuch in Nagasaki geholt - und mein Freund wollte, nachdem er diese Kalligrafie gesehn hat - sofort wieder umdrehen und die Leute vom Schrein fragen, wer denn das so hässlich geschrieben habe. Ich konnte ihn noch davon abhalten und wir haben uns in Ruhe den kleinen Fuchsschrein, der am Gipfel des Hügels, auf dem der Suwa Schrein liegt, gelegen ist, angesehen und sind dann in den Park gegangen, der sich direkt neben dem Suwa Schrein befindet und erstaunlicherweise nicht überfüllt war.

Volles Haus im Suwa Schrein
Noch ein Tipp für die Tempel-Stempel-Jäger (ご朱印): wenn möglich die Stempel an Tagen holen, die keine Feiertage, Matsuri oder sonstige Events beherbergen, weil dann schreiben meist ungelernte Leute die Kalligrafien und nicht die, die das eigentlich könnten und machen sollten. ;P

Blick vom Park auf das Häusermeer:
Nagasaki ist sehr hügelig und dementsprechend sinnlos sind Fahrräder
In dem Park gab es ein kleines Soba-Restaurant, wo wir zu mittag gegessen haben und anschließend sind wir durch den Park wieder den Hügel hinunter spaziert und bei Bombenbunkern aus dem Krieg angekommen, die man kostenlos besichtigen konnte. Dort stand geschrieben, dass genau in dem Augenblick, in dem die Atombombe auf Nagasaki abgeworfen wurde, der Bürgermeister der Stadt sich mit anderen Leuten aus Hiroshima getroffen hat und diese Leute ihm berichten wollten, was in Hiroshima passiert sei. Sie wurden im Satz unterbrochen, aber da sie sich in dem Bombenbunker (der allerdings nur für die Stadtregierungsmitglieder und nicht für die normalen Menschen gedacht war) befanden und die Bombe hinter dem Berg (im der Nähe von Urakami) explodierte, überlebten sie.

Bombenbunker in Nagasaki

Drei der vier Glücks-Tempel: Shôfuku-ji, Fukusai-ji und Sôfuku-ji

Direkt in der Nähe des Bombenbunkers befindet sich der Shôfuku-ji (聖福寺), der unser erster der vier Glückstempel von Nagasaki (長崎四福寺) werden sollte.

Der schlichte Shôfuku-ji
Die vier Tempel von Nagasaki, die das Zeichen für "Glück" in ihren Namen tragen, sind nicht japanische, sondern chinesische Tempel, die dem Zen-Buddhismus der Ôbaku-Schule (黄檗宗, ôbakushû) angehören, welcher erstmals im 17. Jahrhundert über Nagasaki nach Japan kam. Der Shôfuku-ji befindet sich - so wie fast alles in Nagasaki - auf einem Hügel und die Tempelbesitzer bereiteten gerade ein Fest für den morgigen Tag vor. Abgesehen von uns beiden und einem älteren Herren, der zeitgleich mit uns den Tempel betreten hatte, waren keine Besucher zugegen, was ich ein wenig Schade fand, aber dafür gefiel mir die heimelige und zugleich verlassene Atmosphäre des Tempels sehr gut. Im Gegensatz zu den meisten anderen chinesischen Tempeln trägt der Shôfuku-ji, welcher im Jahr 1677 von einem chinesischen Mönch gegründet wurde, ein schlichtes Farbenkleid und ähnelt im Baustil eher japanischen als typisch chinesischen Tempeln. Auch der Eintritt ist frei.

Diese ausgefallene Mauer im Shôfuku-ji lockt viele Künstler an

Den Fukusai-ji kann auch mit einem gemütlichen Spaziergang vom Shôfuku-ji zu Fuß erreichen. Auch er liegt auf einem Hügel und ist ein chinesischer Zen-Tempel der Ôbaku-Schule. Merkwürdiger-/lustigerweise zählt der Fukusai-ji gemeinsam mit dem Sôfuku-ji und dem Kôfuku-ji zu den "drei Glücks-Tempeln" Nagasakis (長崎三福寺). Diese drei Tempel wurden zu Beginn der Edô-Zeit in Nagasaki errichtet.
Der Fukusai-ji wurde durch den Atombombenabwurf komplett zerstört (was sehr Schade ist, wenn man sich die alten Fotografien des Tempels ansieht) und neu aufgebaut. Mittlerweile ist auch hier der Eintritt frei und kaum eine Menschenseele anzutreffen. Der Fukusai-ji ist restlos in Silber gehüllt und das Hauptgebäude ist eine Schildkröte, auf der eine Kannon-Statue steht, die von zwei Kindern umringt ist.
Nein, das ist natürlich ein Scherz. ;P
Es sind drei Kinder, die die Statue umringen!

Krass: Das neue Design des Fukusai-ji
Das neue, moderne Design des Fukusai-ji ist sehr, ähm, neu und modern und wohl nicht jedermanns Geschmack, aber auf jeden Fall ein Hingucker. Der ursprüngliche Tempel wurde im Jahr 1628 erbaut und gehört ebenfalls zur Ôbaku-Schule des Zen-Buddhismus.

Krass und detailverliebt
Nach dem Besuch im Fukusai-ji haben wir uns mit der Tram auf den Weg zum Sôfuku-ji (崇福寺) gemacht, welcher ebenfalls zur Ôbaku-Schule zählt und sich farblich mutiger als der Shôfuku-ji in intensivem Rot zeigt, architektonisch jedoch konservativer als der Fukusai-ji auftritt. Allerdings muss man Eintritt zahlen (weniger als beim Konfuzius-Tempel) und man bekommt keinen Tempel-Stempel (zumindest ich hatte Pech, da der Priester sich genau an dem Tag mit einem Freund getroffen hat und nicht da war :/).

Eingang des Sôfuku-ji
Der Sôfuku-ji wurde im Jahr 1629 von chinesischen Flüchtlingen aus der Präfektur Fujian errichtet und gehört auch zur Ôbaku-Schule und stellt einen wichtigen Tempel für die chinesischen Einwanderer dar, vor allem zu Zeiten des ôbon-Festes. Zwei Gebäude des Sôfuku-ji sind Nationalschätze Japans und im Tempel selbst gibt es einen riesigen riesigen Kessel, in dem zu Zeiten von Hungerkatastrophen träglich Reis für bis zu 3-4000 Personen gekocht wurde. Das Riesenteil fand ich ziemlich beeindruckend!

Der ultimative Reiskochtopf!
Nach dem Ausflug in die drei Nagasaki-Glücks-Tempel sind wir wieder zurück nach Shian-bashi (was sich gleich in der unmittelbaren Umgebung des Sôfuku-jis befindet!) und haben dieses mal im "richtigen" Laden hitokuchi-gyôza gegessen. Anschließend stand noch das Highlight des Tages am Plan: ein Blick vom Berg Inasa auf die Stadt Nagasaki bei Nacht! :)

Drachenlaterne in Nagasaki
Berg Inasa
Der Berg Inasa ist kein wirklich großer Berg, aber er bietet trotzdem eine herrliche Aussicht auf die Stadt Nagasaki  - vor allem bei Nacht! Wir wollten jedoch schon den Sonnenuntergang sehen, also haben wir uns beeilt und sind schnell mit der Seilbahn, die von einem kleinen Schrein weg startet, losgefahren.

Sonnenuntergang
Die Fahrt kostet zwar ungefähr 700 Yen herum (Einfach), aber wenigstens mussten wir uns nicht anstellen. Am Gipfel des Berges gibt es einen Aussichtsturm, in dem sich auch ein Restaurant befindet, und wir haben von der obersten Plattform des Aussichtsturmes aus den Sonnenuntergang beobachtet, konnten die vielen kleinen im Meer verstreuten Inselchen, den Vulkan Unzen und natürlich die schöne Stadt Nagasaki sehen. Auf der einen Seite ging die Sonne über dem Meer und den Inselchen unter und auf der anderen Seite stieg der Vollmond über dem Vulkan Unzen hoch. Wir hatten Glück, denn anscheinend war genau in dieser Nacht der Vollmond besonders groß ("Supermoon"), zumindest habe ich so etwas in den Nachrichten aufgeschnappt.
Nagasaki bei Nacht und mit "Supermoon"
Langsam wurde es dann immer dunkler und die Lichter der Stadt immer heller und mir sind sogar ein paar gute Fotos gelungen! Nach zwei Stunden die wir zwar mit einer wunderschönen Aussicht aber eisigem Wind verbracht haben, sind wir wieder hinunter gefahren. Vor der Seilbahnstation hatte sich schon eine irrsinnig lange Schlange mit einer Wartezeit von bis zu 2 Stunden gebildet gehabt und wir waren froh, dass wir noch vor Sonnenuntergang rauf gefahren sind. :)

Der "Supermoon" ist super


Weitere Bilder:

Kleine Straßenbahn in Nagasaki <3
Die Löwenhunde machen auf den Dächern Nagasakis Kopfstand :)
Von hinten sieht das besonders süß aus :D
"Zum Glück bin ich Japaner!" - Ähm, ok. XD
Noch einmal ein Sonnenuntergang, zum Ausgleich ;P

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