2011/08/19

Kyôto Special: Daimonji Gozan Feuer Festival

Brennende Berge als Wegweiser in die Unterwelt

Jährlich findet am 16. August in Kyôto das Daimonji Gozan Okuribi (大文字 五山送り火) statt. An diesem Tag endet in Japan O-Bon (お盆), welches so viel wie das japanische Pendant zu Allerheiligen ist.
Daimonji in Kyôto (Kyôto Shinbun)

Zu O-Bon (13.-15. August) fahren die meisten Japaner, nach Hause bzw. an die Grabstätten ihrer Vorfahren, um den Verstorbenen zu Gedenken. 
Sprich, ganz Japan ist unterwegs - dieses Jahr war ein besonders hohes Verkehrsaufkommen in Richtung Tohoku bzw. Fukushima zu verzeichnen, da viele, die durch Tsunami und AKW-Unfall nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren können, extra an O-Bon zu den Grabstätten ihrer Familien zurückgefahren sind. Nicht nur die Autobahnen, auch Plätze in Zügen und Flugzeugen sind zu diesem Fest ausgebucht. 
Zu O-Bon kehren auch die Verstorbenen zurück zu ihren Familien, und um ihnen den Weg aus dem Reich der Toten in das der Lebenden zu erleichtern, wird ein Mukaebi (迎え火), ein kleines Feuer, entfacht. Meistens wird das mukaebi am 13. August oder 13. Juli (nach dem Mondkalender wird O-Bon am 15. des 7. Monats gefeiert, in einigen Regionen Japans beginnt O-Bon am 13. Juli und endet am 15. Juli) vor dem Haus angezündet. 

Das Festival in Kyôto, bei dem auf fünf Bergen ein okuribi entfacht wird, beendet die O-Bon Feiertage und schickt die Toten wieder in die Unterwelt zurück. Die "großen Buchstaben" bestehen aus drei Schriftzeichen und zwei Symbolen.

大文字 - daimonji, Schriftzeichen 大 für "groß"  - Daimonji-yama im Bezirk Sakyô, Kyôto.
妙法 - myohô ("wundersames Dharma" vom Matsugasaki) -  am Nishiyama bzw. Higashiyama des Berges Matsugasaki, Bezirk Sakyô, Kyôto.
舟形 - funagata, kein Schriftzeichen, sondern in der Form eines Bootes - am Nishigamo Funayama im Bezirk Kita, Kyôto
左大文字 - hidari daimonji, das "linke dai" 大 - am Daihoku-san, Hidari Daimonji-san im Bezirk Kita, Kyôto.
鳥居形 - toriigata, in Form eines torii - am Toriimoto, Mandara-san im Bezirk Sakyô, Kyôto. 

Hier ein paar Fotos (nicht von mir, sondern von Kyôto Shinbun) zur Veranschaulichung:

myo von myohô
von myohô
Das Schiff
Das torii

Wunschstäbchen vor dem Anzünden
Zusagen - Absagen - Zusagen - Absagen
Dieses Jahr gab es einige Verwirrung um das Gozan Okuribi, da zunächst geplant war, als Brennholz Wunschstäbchen zu verwenden, die aus den Kiefern von Rikuzentakata geschnitzt und von den Bewohnern Rikuzentakatas mit Wünschen und Gebeten beschriftet wurden. Zunächst gab es eine Zusage, diese Wunschstäbchen zu verwenden. Dann kamen Anrufe besorgter Bürger, ob den nicht beim Verbrennen Radioaktivität frei werden würde. Ohne dies zu überprüfen, wurde die Verwendung der Rikuzentakata'schen Wunschstäbchen abgesagt. Dann kamen wieder Anrufe aufgebrachter Bürger, die das nicht ok fanden. Dann wurde wieder zugesagt, überprüft, festgestellt, dass tatsächlich etwas Radioaktivität austreten könnte und wieder abgesagt. 
Einige Wunschstäbchen wurden in Rikuzentakata als mukaebi verbrannt, andere im Narita-san in Chiba.  Letztendlich wurden die ursprünglichen Gebete und Wünsche von den Wunschstäbchen aus Rikuzentakata abgeschrieben und auf unbelastete Stäbchen übertragen. Diese wurden auch beim heurigen Gozan Okuribi - beim Zeichen für "groß", dem Daimonji - verwendet.

Okuribi vom Arashiyama aus gesehen
Am Abend des 16. Augusts sind wir zum Arashiyama gefahren, da man von dort aus gut das Daimonjitoriis sehen konnte. Leider ist es mir nicht wirklich gelungen, gute Fotos davon zu machen. Auf einer kleinen Brücke konnte man auch - wenn man sich gut verrenkte und über hunderte von Japanern drüberblicken konnte - einen Teil des Daimonji 大 erkennen. in der Form des

Echt mieses Foto vom Daimonji
Echt miese Aufnahme vom torii
Am Fluss Katsura (der seinen Namen ändert, je nachdem auf welcher Flussseite man sich befindet - also in unserem Fall passt Katsura, überquert man die Togetsu-Brücke heißt er Ôi, weiter zum Arashiyama rauf wird er zum Fluss Hozu - ziemlich verwirrend) wurden auch Laternen in das Wasser gelassen (灯籠流し, tôrô nagashi). Davon ist mir leider auch kein Foto gelungen: 
Hier werden die Laternen ins Wasser gelassen
Echte Geisterlaternen geistern durchs Wasser
Im Ziel angekommen, werden sie durch Geisterhand ersäuft
 Es war wirklich viel los, aber andererseits auch wieder nicht, da der 16. August dieses Jahr nicht auf ein Wochenende gefallen ist. Nachdem wir eingehend das brennende torii und die Laternen betrachtet haben, haben wir uns noch was Süßes gegönnt:

Matcha-Eis
Dann gings mit der Straßenbahn ab nach Hause.
Am Schluss noch das beste Foto des Abends:

Bär
Und nein, ich hab mir den Bären nicht gekauft. Obwohl, jetzt wo mir das einfällt... ich hätte ihn mir doch kaufen sollen. -__-


Weiterführende Links:
Fotosammlung der Laternen vom Arashiyama (16.8.2011) - Arashiyama Tôrô nagashi (Japanisch)

2 Kommentare:

  1. ich hoff so, dass ichs nächstes jahr auch endlich mal dahin schaff T.T

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  2. Ist empfehlenswert! Allerdings sollte man sich vorher genau überlegen, von wo aus man sich das Schauspiel ansehen möchte. Ziemlich kompliziert und viele Leute. :/
    Es gibt ja im Oktober (am 22. glaub ich) noch einmal so ein ähnliches Feuerfestival. Ich weiß nicht ob wir zu dem auch fahren oder erst wieder im November.

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