2011/08/06

Hiroshima im Schatten von Fukushima

Atombomben-Abwurf von Hiroshima jährt sich zum 66. Mal

Atompilz über Hiroshima (Image: Wikipedia)
Am 6. August 1945 explodierte um 8:15 morgens die erste im Krieg gegen den Feind eingesetzte Atombombe - Little Boy - über der Stadt Hiroshima.

Der Rest ging in die Geschichtsbücher ein - zumindest in die meisten: 80% der Stadt Hiroshima wurden vernichtet, vaporisiert. Ungefähr 22.000 Menschen starben sofort, von manchen blieb nichts mehr als ein Schatten auf den Wänden von Stahlbetongebäuden zurück.
 Innerhalb der nächsten Tage, Wochen und Monate starben bis zu 39.000 Menschen an ihren Verletzungen, meist schweren Verbrennungen und Verstrahlung, da sie vom Schwarzen Regen, der vom Himmel nach der Explosion gefallen war, getrunken haben. Er war radioaktiv verseucht. 

Yamaguchi Tsutomu (c) Daily Mail
Hibakusha - Strahlenopfer - die die Katastrophe überlebten mussten nicht nur mit Krankheiten, sondern auch mit Diskrimierung zu leben lernen.
Heutzutage werden viele hibakusha auch offiziell von der Regierung anerkannt, erhalten Unterstützung und teilen mit den nachfolgenden Generationen ihre Erinnerungen, ihre Schmerzen und ihr Leid.
Yamaguchi Tsutomu (1916-2010) überlebte sogar beide Atombombenabwürfe - genauso wie weniger als 200 andere Menschen ebenfalls. Er war jedoch bei beiden Explosionen in der Nähe des Bodennullpunktes und war der einzige von den Behörden anerkannte "Doppelte-Hibakusha".

Children's Peace Monument mit der Statue von Sadako über der ein Kranich schwebt, Hiroshima (Image: fujimi-tea)
Sadako will leben
Das berühmteste Atombomben-Opfer ist wohl Sadako Sasaki, sie wurde zum Symbol für die hibakusha. Sadako, am 7. Jänner 1943 in Hiroshima geboren, war bei der Explosion von  Little Boy 2 einhalb Jahre alt und entwickelte sich scheinbar gut, bis sie 1954 im Alter von 11 Jahren bei einem Marathontraining zusammenbrach. Es wurde Leukämie diagnostiziert. Im Krankenhaus versuchte Sadako 1000 Kraniche aus Papier zu falten, dann würden die Götter ihr einen Wunsch erfüllen. Wie viele Kraniche Sadako tatsächlich gefaltet hat, ist unbekannt. Einige sprechen von nur 644 - die restlichen sollen ihre Freunde fertiggestellt und zu ihr ins Grab gelegt haben. Wieder andere Quellen sprechen von 1000 oder sogar 1.300 Kranichen aus Papier.

Bronzestatue von Sadako mit Kranichen geschmückt im Friedenspark von Hiroshima (Image: Wikipedia)

Sadakos traurige Geschichte, unter anderem auch von dem österreichischen Autor Karl Bruckner in Sadako will leben festgehalten, und ihre Kraniche wurden zum Symbol der Friedensbewegung für eine Atomwaffen-freie Welt.

Premierminister Kan bei seiner Rede im Friedenspark von Hiroshima, 6. August 2011

Gedenkfeier im Friedenspark 
Heute, um 8:15 wurde ein Gedenkgottesdienst in Hiroshima abgehalten und live von NHK im Fernsehen übertragen.  Der Bürgermeister der Stadt Hiroshima, Matsui Kazumi, und der derzeitige Premierminister Kan Naoto hielten Reden im Peace Memorial Park im Herzen Hiroshimas, vor dem Atombomben-Dom.

Denkmal für die Atombomben Opfer im Friedenspark von Hiroshima (Image: fujimi-tea)
Die Ansprache des Bürgermeisters Matsui sowie die Rede des des Premierministers Kan standen im Zeichen des 66. Jahrestages sowie der AKW-Katastrophe in Fukushima. Matsui hielt in seiner Rede fest, dass "die Atomkraft und die Menschheit nicht koexistieren können" und das Vertrauen, das die Japaner einst in die friedliche Nutzung der Atomkraft gelegt hatten, erschüttert sei. 
Er plädierte für die Abschaffung der Atomenergie in Japan und für die Erweiterung erneuerbarer Energiequellen.
Premierminister Kan Naoto beim Gedenken der Atombombenopfer im August 2010
Der Premierminister wiederum versprach in seiner Rede am Samstagmorgen, dass er für die Abschaffung von Atomwaffen eintritt und Japans Abhängigkeit von der Atomenergie verringern möchte. "Japan wird den Grad seiner Abhängigkeit von Atomenergie reduzieren, mit dem Ziel, eine Gesellschaft zu werden, die nicht mehr von Atomkraft abhängig ist", sagte Kan. 
Der Atombomben-Dom als Mahnmal im Friedenspark, Hiroshima (Image: fujimi-tea)
Kan bereue es zutiefst, an die Legende der "sicheren Atomenergie" geglaubt zu haben und bemüht sich so rasch wie möglich um eine Stabilisierung im havarierten AKW Fukushima I und eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung zu verhindern. 
Es ist Japans Aufgabe für die Zukunft, so Kan, den zukünftigen Generationen überall auf der Welt von den Schrecken der Atomwaffen zu erzählen.

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