2012/12/13

Literarisches Izu - Sôseki, Kawabata, Inoue und der Jôren Wasserfall

Die Izu Halbinsel in der Präfektur bietet auch allerlei Literarisches. Nicht nur die Shuzen-ji Onsen-Region, die ein beliebter Erholungsort für japanische Schriftsteller war und auch literarisch verarbeitet wurde, sondern auch andere Orte in Izu sind erwähnenswert. 
Da es wirklich viel gibt, versuche ich mich kurz zu halten. Ich schreibe dieses Mal über den Natsume Sôseki Gedenkstein, den Amagi Tunnel/Kawabatas Roman Izu no Odoriko, Inoue Yasushis alte Residenz und den Jôren Wasserfall.
Der Jôren Wasserfall in Yugashima, Izu

Zunächst zur Literatur! ^.^


Monument mit einem
Gedicht Sôsekis
Im Shuzen-ji Naturpark (修善寺自然公園, shuzenji shizen kôen) wurde ein Monument mit Gedenkinschrift (詩碑, shihi) für den Schriftsteller Natsume Sôseki errichtet. Das eingravierte Gedicht verfasste Sôseki, als er auf Kur in Shuzen-ji war und - bereits auf dem Weg der Besserung - aus seinem Zimmerfenster jeden Tag den Herbsthimmel betrachtete.

Japanisch (Kanbun & modernes Japanisch)

仰臥人如唖  仰臥 人唖の如く
黙然看大空  黙然 大空を看る
大空雲不動  大空 雲動かず
終日杳相同  終日 杳かに相い同じ

Englisch

Lain flat    with lips that cannot express sound
Kept silent  eyes fixed on the wide sky
As for it    not a cloud stirs
All day      it remains unmoving

Deutsch

Flach liegen      gleich wie ein Stummer
Schweigen      den weiten Himmel betrachten
Am weiten Himmel  bewegt sich keine Wolke
Den ganzen Tag     bleibt alles unverändert

Sôsekis Unterschrift

Izu no Odoriko - die Tänzerin von Izu (Kawabata Yasunari)

Gedenkstein mit einem Portrait
Kawabata Yasunaris

Japan kann sich über zwei Literatur-Nobelpreisträger freuen. "Nummer Zwei", Ôe Kenzaburô (大江健三郎), erhielt den Preis 1994 und ist wohl auch Laien japanischer Literatur ein bekannter Name. Kawabata Yasunari (川端康成, 1899-1972)erhielt 1968 als erster Japaner den Literaturnobelpreis und ist vor allem für seine Romane Izu no Odoriko (伊豆の踊り子, Die Tänzerin von Izu) und Yukiguni (雪国, Schneeland, 1937) bekannt.
(Der heißeste Kandidat für "Nummer Drei" ist Murakami Haruki, ging jedoch leider auch dieses Jahr leer aus :/)

Kawabatas Roman Izu no Odoriko (1926) spielt - wie der Titel bereits sagt - in Izu und handelt von einer zarten Liebesgeschichte eines jungen Studenten, der auf Reisen durch Izu wandert, und einer jungen Tänzerin, der er auf seiner Reise durch Izu begegnet - (leider?) ohne wirkliches Happy End. 

Der Student und die Tänzerin von Izu
In Izu, genauer gesagt in Yugashima (湯ヶ島), (kann man jedoch zumindest auf die "Jagd" nach den Schauplätzen aus dem Roman Kawabatas gehen und wir haben uns für den wohl berühmtesten Schauplatz, den Amagi Tunnel (天城トンネル), entschieden.

Der Amagi Tunnel

Der Amagi Tunnel ist touristisch ziemlich gut erschlossen, man kann zu ihm hinwandern oder gleich mit einem Auto oder Taxi direkt hinfahren. Angeblich heißt es, dass es in dem 445,5 Meter langen Tunnel, der 1904 fertiggestellt wurde, spuken  soll. Das Unheimlichste, was uns jedoch im Tunnel begegnete, war eine randalierende Horde mehrerer Dutzender japanischer Pensionisten (die Geister spielten).

Kalt war's im Tunnel...
Ach ja, es gibt auch einen Izu no Odoriko-Wanderweg durch die Berge Izus, den wir mal bei Zeiten auch ausprobieren wollen. :)

Inoue Yasushis altes Wohnhaus 
Im Shôwa no Mori Kaikan (昭和の森会館), einem Literaturmuseum mit Park, kann man nicht nur eine ausgiebige Tour durch das Literaturmuseum machen, sondern auch im großen Garten das originale Haus des Schriftstellers Inoue Yasushi (井上靖, 1907-1991) - zumindest von außen - betrachten und einen kurzen Blick auf die tatami-Matten im Inneren werfen. 
Inoue Yasushi war früher der japanische Schrifsteller, dessen Werke am häufigsten ins Deutsche übersetzt wurden. Ich weiß allerdings nicht, ob ihm mittlerweile die beiden Murakamis (Ryû und Haruki) den Rang abgelaufen haben, aber Inoue wurde vor allem im deutschsprachigen Raum sehr geschätzt. Am bekanntesten im deutschsprachigen Raum dürfte wohl seine Kurzgeschichte Das Jagdgewehr (猟銃, ryôjû) sein. 

Die alte Residenz von Inoue Yasushi
Das alte Wohnhaus im Shôwa no Mori Kaikan stand natürlich nicht immer dort, immerhin lebte Inoue tatsächlich in dem Haus. Es wurde in den Park übersiedelt und ist in einem derartig guten Zustand, dass man noch immer darin wohnen könnte (leider darf man es aber nicht :/)

Jôren no taki
Der Jôren Wasserfall (浄蓮の滝) befindet sich in Yugashima, in der Nähe des Berges Amagi (天城山, amagisan) und des Amagi Tunnels. Also auf den Weg dorthin kann man einen kurzen Stopp bei dem Wasserfall machen - es lohnt sich!
Dieser Wasserfall zählt zu den 100 schönsten Wasserfällen Japans (einen davon, den Hossawa Wasserfall habe ich ja schon besucht) und entstand vor ungefähr 17.000 Jahren als der Vulkan Hachikubo (鉢窪山) ausbrach. Der Wasserfall fällt von dem Steinplateau 25 Meter in die Tiefe und ist 7 Meter breit und wirklich atemberaubend schön!

Der Jôren Wasserfall
Es gibt auch eine Legende, dass in der Höhle hinter dem Wasserfall eine Frau wohnen soll. Diese Frau ist nicht nur die Herrin der Höhle, sondern auch in wirklichkeit eine Jôrôgumo (女郎蜘蛛, wörtlich "Prostituiertenspinne"...) eine Seidenspinne. Die echten Jôrôgumo sieht man immer im Herbst, wenn sie sich zwischen den Ästen ihre Netze bauen und man fast hineinläuft. Nun ja, die Jôrôgumo, die im Jôren Wasserfall wohnt, wird - ganz in Spinnenmanier - oft zu einem (tödlichen) Verhängnis für Männer, weswegen man sich besser nicht dem Wasserfall nähern sollte. ;P


Weiterführende Links:
Shôwa no Mori Kaikan (Japanisch)
Homepage des Jôren Wasserfalls (ja wirklich!, Japanisch)

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