Das "Nirvana-Blümchen", auf japanisch Higanbana (彼岸花)genannt, ist um diese Jahreszeit hie und da anzutreffen. Der richtige Name lautet Lycoris radiata und der englische Name ist auch sehr passend: red spider lily.
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Traditionell in Rot |
Diese hübschen, hauptsächlich rot, aber auch manchmal weiss blühenden Amaryllisgewächse sind in ganz Japan anzutreffen und wurden vermutlich vor langer, langer Zeit von China nach Japan gebracht. Sie blühen vor allem zur Zeit des higan (彼岸), also des Nirvanas. Higan ist neben O-Bon ein weiterer Zeitraum, in dem den Toten gedacht wird und nahezu alle buddhistischen Sekten in China und Japan feiern diese Zeit. Sie fällt mit der Tag-und-Nachtgleiche im September, sowie mit dem Beginn der Reisernte zusammen.
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higanbana |
Da Lycoris radiata zu dieser Zeit in voller Blühte erstrahlt, und vornehmlich in der Nähe von Gewässern, Reisfelden oder aber auch Gräbern blüht, bekam sie den ein wenig gruseligen Namen. Ich habe mir auch von Japanern sagen lassen, dort wo eine Higanbana blüht, ist eine Leiche vergraben, aber das halte ich eher für ein Gerücht. ;)
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Higanbana in Hinata, Kanagawa |
Weitere Namen sind Totenblume (死人花), Höllenblume (地獄花), Rasierklingenblume (剃刀花),
Fuchsblume (狐花), Findelkindblume (捨子花). Wie man sieht, allesamt Namen, die eine negative Konnotion beinhalten.
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Vor allem in der Nähe von Wasser zu finden: Higanbana |
Das liegt womöglich nicht nur daran, dass diese Blume um die Zeit des buddhistischen Nirvanas herum blüht, sondern auch an ihrem Gift. So nett sie anzuschauen ist, verzehren sollte man sie besser nicht - es sei den man wünscht sich Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder im schlimmsten Fall Lähmungserscheinungen des Zentralnervensystems.
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Schön - aber giftig! |
Aber sie ist ja auch viel zu hübsch, als dass sie verspeist werden sollte. Wenn allerdings die Blühte vorbei ist, bleiben bis zum Frühling nur die Blätter übrig, die wiederum sehr denen von Lauch (nobiru) oder Asatsuki-Lauch (アサツキ) ähneln, was zu Verwechslungen führt. (Ähnlich wie bei uns mit Bärlauch-Maiglöcken)
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Gerade am Erblühen |
Und da die Higanbana giftig ist, wurde sie wohl deswegen häufig um Reisfelder oder Gräber angepflanzt, um somit allerlei Getier von der Ernte oder den frisch Bestatteten abzuhalten.
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Auch bei Gewässern ist sie anzutreffen |
Nun genug ueber dieses Pflänzchen geredet. Wo kann man sie sehen?
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Ganzer Haufen Higanbana |
In der
Präfektur Saitama, genauer gesagt in der Stadt Hidaka gibt es einen sehr sehr großen Park, wo man die Higanbana sehen kann. Zur Blütezeit kostet dieser allerdings Eintritt und Hunde sind auch nicht erlaubt, deswegen mussten wir uns um eine Alternative umsehen.
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Keine Higanbana, trotzdem nett :) |
Nachdem ich sowieso nicht so der Event-Fan bin (Eintritt zahlen, um dann mit hundertausend anderen Leuten künstlich gepflanzte Blumen, die alle einander gleichen, anzusehen ist nicht so mein Ding) haben wir ein wenig in Internet recherchiert und sind auf das zauberhafte Kleinstädtchen
Hinata (日向) in Isehara (伊勢原市) in der Präfektur Kanagawa gekommen.
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Da mit Hund gehts nach Kanagawa! |
Zauberhaft ist vielleicht übertrieben, aber ein kleines, feines Städtchen, in dem die Higanbana wie wild blühen und natürlich ohne Eintritt. Weil wir gratis parken wollten, haben wir uns bei dem örtlichen Sportclub hingeparkt (was erlaubt und empfohlen wird, allerdings einen langen Fußweg inkludiert) und sofort sind da einige junge Leute hergerannt und haben uns begrüßt und mit dem Hund spielen wollen. Das hat mich verwirrt (in Tokyo grüßt ja nicht mal der Nachbar 2 Häuser weiter...)
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In der Stadt Hinata (Sonnenlicht) gibt es den Hikage-Weg (Schatten-Weg)! |
Wir sind also dann zu Fuß durch die Gegend gewandert und haben bei den Feldern viele schöne Higanbana gesehen, manchmal auch Ziegen, Enten, Kraniche oder sonstiges Getier, was sich so herumtreibt. Es gibt auch einen schönen Tempel, den
Hinata Yakushi (日向薬師) zu dem wir raufgekletter sind. Allerdings wurde er zum ersten Mal seit 350 Jahren oder was umgebaut und wird erst in 7 Jahren fertig sein. Na gut, dann kommen wir halt wieder. Weiters gab es noch einen kleinen Schrein, den
Hinata-Jinja (日向神社).
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der Hinata-Jinja
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Abgesehen von den vielen Higanbana-Pfaden gibt es auch einiges zu entdecken, und da die meisten Leute in dieser Gegend Bauern sind oder auch Gemüse etc anpflanzen, findet man oft vor den Häusern kleine Gemüsestaende mit allerlei Zeugs. Abgesehen von einem kostenpflichtigen Parkplatz direkt neben einem Higanbana-Weg vermarktet die Stadt Hinata ihre Blumen nicht wirklich. Das ist mir ziemlich sympathisch. ;)
Weitere Bilder:
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Langsam kriegen auch die Kaki eine gesunde Farbe! |
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Land-Idylle |
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Der Reis kann auch bald geerntet werden |
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Bereits geernteter Reis |
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Das Bild täuscht. Der Hund interessiert sich nur für den Stein! |
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Weiße Higanbana im Garten |
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Hinata-Jinja |
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Auf zum Yakushi |
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Der Yakushi im Umbau... |
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Beim Yakushi |
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Ein netter Weggefährte |
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Cosmos |
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Rote Libelle - Higan-Libelle?! XD |
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Ziegen |
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Sehr kreativ! Zaun aus Bierdosen! |
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Und alles die gleiche Marke! |
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