2016/04/17

Kumamoto Erdbeben: Hauptbeben am 16. April 2016 um 1:25 mit der Magnitude 7,3

In den frühen Morgenstunden des 16. Aprils 2016 bebte die Erde in Kumamoto erneut. Diesmal erreichte das Erdbeben  in einer Tiefe von 10 km eine Magnitude von 7,3 (JMA-Skala 6+) und war vielfach stärker als das Erdbeben vom 14. April mit einer Magnitude von 6,4. 

Intensität des eigentlichen Hauptbebens vom 16.4. auf der JMA-Skala

Wie sich herausstelle, war das M6,4 Erdbeben vom 14. ein Vorbeben, und das eigentliche Hauptbeben war das M7,3 Beben vom 16. April!
Über das Beben 

Das (eigentliche) Vorbeben wies bereits eine sehr hohe Magnitude auf und erreichte noch dazu die höchste Intensität auf der JMA-Skala (über diese Skala habe ich im vorherigen Blogeintrag etwas geschrieben), es wurde auch vor starken Nachbeben, die eine Intensität von bis zu 6+ erreichen koennten, gewarnt. Aber es kam anders, als die japanischen Erdbebenforscher erwarteten. 

Eines der erwarteten "Nachbeben" überholte das vermeintliche "Hauptbeben" vom 14. unerwartet um eine glatte Magnitude und zählt somit zu den zerstörerischsten Erdbeben Japans, in einer Reihe mit dem verheerenden Hanshin-Awajima-Beben (auch Kobe-Beben genannt) vom 17. Jänner 1995. 

Um 1:25 kam das Hauptbeben

Dieses Szenario - bei dem auf ein M6 Vorbeben,  ein M7 Hauptbeben folgt - ist nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich, deswegen wurde allerseits angenommen, dass das Beben vom 14. April bereits das Hauptbeben sei. Zumal es ja auch die höchste Intensität auf der JMA-Skala aufwies. 

Das Hauptbeben von Samstag Nacht hatte noch schlimmere Auswirkungen als sein Vorbote. Es fand wohl in der Fudagawa Verwerfung, etwas weiter nord-östlich vom Epizentrum des Vorbebens, statt und wirkte sich vor allem auf das Gebiet Minamiaso aus. Auch in der nordöstlichen gelegenen Präfektur Oita waren starke Nachbeben mit einer Magnitude von 5 zu verzeichnen. 

Erneute Zerstörungen - 41 Tote, 11 Vermisste, 90.000 in Notunterkünften
Es stürzten auch wieder viele Häuser ein und der berühmte Aso Schrein wurde fast komplett zerstört. Das Hauptbeben stellte sich auch als verheerender als sein Vorbeben heraus, weil vor allem bereits angeschlagene Gebäude letztendlich kollabierten und darunter viele Menschen verschüttet wurden. Menschen, die zunächst wegen des Vorbebens aus ihren Häusern geflüchtet waren und dann wieder dahin zurückkehrten, weil sie sich in Sicherheit glaubten.

Es wurden auch viele Erdrutsche gemeldet und nicht nur alte Häuser im traditionellen japanischen Stil (sprich: Holzhäuser mit schmalen Säulen und schweren Ziegeldächern) stürzten ein, sondern auch relativ neue Apartments. So wurden mindestens zwei einstöckige Studentenheime am Minamiaso Campus der Tokai Universität so schwer beschädigt, dass das Erdbeschoss dieser Apartments komplett eingedrückt wurde und die Balkone des ersten Stockes nun nahezu ebenerdig waren. Glücklicherweise überlebten 11 Studenten, 3 konnten jedoch nur noch tot geborgen werden. 

Zerstörungen des Studentenheims und der Umgebung des Campus in Minamiaso und das zerstörte Rathaus von Uto

Auch das Rathaus der Stadt Uto, Präfektur Kumamoto, wurde bereits vom Beben des 14. beschädigt, bzw. es wurden Risse in den Wänden festgestellt, darauf hin durfte niemand das Gebäude betreten. Das stellte sich als weise Vorsichtsmaßnahme heraus, denn durch das Hauptbeben vom 16. wurde es so stark beschädigt, dass der 3 und 4 Stock des 4Stöckigen Gebäudes teilweise einbrachen und im Laufe des Tages wurde der 3 Stock durch die Last komplett eingedrückt.
Am Flughafen Kumamoto stürzten Teile der Decke herunter und Glas splitterte, weswegen der Betrieb vorläufig eingestellt wurde. Nachdem viele Straßen und Bahnschienen beschädigt und der Flughafenbetrieb eingestellt wurde, ist es für die betroffenen Leute sehr schwierig, das Gebiet zu verlassen - vor allem für gestrandete Touristen. Deshalb bietet die Stadt Kumamoto zumindest englischsprachige Informationen über Notunterkünfte und Dolmetscher auf seiner Homepage an. Auch viele Mobilfunkbetreiber bieten in den betroffenen Gebieten gratis Wlan an und in den Notunterkünften stehen auch Ladegeräte für die Handys zur Verfügung. 
  
Zerstörungen auch bei der Burg Kumamoto
Weiters stürzte durch den Erdrutsch eine Brücke ein, ein Zug, der sich in der Nacht auf der ersten Testfahrt  nach dem Beben vom 14. befand, wurde aus den Gleisen geschleudert und blockierte damit genau einen Bahnhübergang. Bis zu 50 Urlauber und Angestellte von zwei Onsen in der Gegend Minamiaso waren durch einen Erdrutsch von der Aussenwelt abgeschnitten und wurden per Helikopter von den Selbstverteidigungskräften ausgeflogen. Zwei Urlauber werden noch vermisst. Die Infrastruktur wurde in vielen Gebieten beschädigt. In einigen Teilen der betroffenen Region konnten die Strom-, Gas- und Wasserleitungen noch immer nicht hergestellt werden. 

Bericht über die Zerstörungen bei der Burg Kumamoto

Weiters gab es noch eine kleine Eruption am Vulkan Aso, nachdem der Vulkan aber eigentlich ständig am ausbrechen ist, kann noch nicht gesichert gesagt werden, ob dieser kleine Ausbruch mit dem Erdbeben im Zusammenhang steht. 
Shachihoko der Burg Kumamoto
Berichtenswert ist auch, dass die Schäden an der Burg Kumamoto sich ausgeweitert haben. Zunächst gab es durch das Vorbeben einige Hangrutsche, wobei an verschiedenen Stellen die Burgmauern abrutschten, weiters vielen auch viele Ziegel vom Dach und die typische Dachverzierungen in der Darstellung des Sachihoko (鯱鉾, ein Fabelwesen mit Tigerkopf und Fischkörper, das vor Feuer schützen soll) der Burg sind verschollen. 
Durch das Hauptbeben wurden die Hangrutsche weiter in Gang gesetzt und zwei Yagura genannte Holztürme stürzten mitsamt dem Hang hinab. Es wird wohl noch etwas dauern, bis das Ausmaß der Zerstörungen der 400 Jahre alten Burganlage bekannt wird.

Seit gestern Abend ist Kyushu, vor allem die Präfektur Kumamoto auch von starken Regenfällen und Windböen betroffen, was die Rettungsmaßnahmen erheblich behindert und die Gefahr für Erdrutsche deutlich erhöht. Auch die Menschen, die in den Notunterkünften Zuflucht gefunden haben, sind durch das schlechte Wetter stark betroffen. Anhand dieser schlechten Aussichten kann man wirklich sagen "Vom Regen in die Traufe" :(
Mittlerweile haben sich die Wetterbedingungen gebessert und die Suchaktion nach den 11 Vermissten in Minamiaso wurden wieder aufgenommen.

Eine Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Tage zeigt dieses Video des Nachrichtensenders ANN news:


Vielleicht gibt es ja noch ein Wunder und die vermissten Leute können lebend gerettet werden.

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