2012/05/13

Kyûshû Special: 2. Tag Fukuoka - Dazaifu Tenmangû

Am zweiten Tag unserer Kyûshû Reise waren wir zwar noch immer in Fukuoka, aber am Plan stand der Dazaifu Tenmangu, ein Tenmangu Schrein, der etwas südlich von Fukuoka in der Stadt Dazaifu liegt. 

Das Fabelwesen Kirin (Qilin) im Dazaifu Tenmangû

Vormittags konnten wir aber bereits durch Fukuoka selbst, bzw. im Umkreis des Bahnhofes Hakata, einige Menge Leute sehen, die sich in japanische Matsuri Kleidung geschmissen hatten - denn jedes Jahr am 3. und 4. Mai findet in Fukuoka das Hakata Dontaku genannte Festival (matsuri) statt! Wir wussten das zunächst nicht und hatten uns schon gewundert, warum unser Hotel ausgerechnet am 3. so teuer war, jetzt haben wir die Erklärung dafür gefunden.

Musiker bringen ein Ständchen für einen Ladenbesitzer

Seit ca. 800 Jahren wird in Fukuoka (bzw. Hakata, da das heutige Fukuoka ein Zusammenschluss der beiden Städte Fukuoka und Hakata ist) das Hakata Dontaku statt und nur für sieben Jahre in der Meiji Zeit wurde das Festival ausgesetzt. Ab dem Jahr Meiji 12 (1879) fand es wieder statt und ist seit dem als Hakata Dontaku bekannt geworden. Es ist das größte Festival in Japan während den Feiertagen der Golden Week und lockt an die zwei Millionen Besucher an.
  In der ganzen Stadt sind an verschiedenen Orten Bühnen aufgestellt und man findet noch mehr yatai (Imbißbuden) als schon sonst in Fukuoka. Ein Highlight ist die Parade, bei der sich die Leute kostümieren und auf Pferden durch die Stadt ziehen. Am Vormittag haben wir auch die Pferde gesehen, aber sie wurden vorübergehend zu einem anderen (scheinbar geheimen, denn niemand von den Festival-Leuten wusste, wo sie sind) Ort gebracht, wo sie dann auf den Start der Parade um 13 Uhr warten sollten. Die Kostumierten auf den Pferden führen die Parade an - aber wir hatten leider schon andere Pläne, nämlich den Dazaifu Tenmangû. 

Dazaifu Tenmangû - 太宰府天満宮
Der Dazaifu Tenmangû liegt südlich der Stadt Fukuoka in Dazaifu und erstreckt sich über ein Areal von 12 km2. Der Hauptschrein (honden) wurde im Jahre 908 von Umasake Yasuyuki errichtet und eigentlich befindet sich der Dazaifu Tenmangû auf dem Grab von Sugawara no Michizane (菅原 道真, 845-903) und ist der Gottheit Tenjin (天神) gewidmet, in die sich Michizane nach seinem Tod verwandelt haben soll. 

Besucher stellen sich für ein kurzes Gebet an /
In der Golden Week muss man lange Wartezeiten in Kauf nehmen!

Michizane lebte im Japan der Heian-Zeit (794-1185) und war ein Gelehrter, Dichter und Politiker, der am kaiserlichen Hofe tätig war. Vor allem war er sehr in chinesischer Poesie gebildet und hatte auch gute Kenntnisse des Chinesischen, so dass er oft als Diplomat fungierte. Trotz seiner Tätigkeit am Hofe führte er die von seinem Vater gegründete Schule weiter. Michizane stieg zum Regierungsbeamten auf und er wurde zum höchsten Lehramt an der nationalen Akademie (daigaku), dem monjo hakushi, berufen. Dies war damals die höchste Ehre, die ein Historiker erhalten konnte. 

Grabmal für Pinsel!
Im Jahr 901 fiel Michizane jedoch aufgrund einer Intrige in Ungnade am Hof und musste Kyôto verlassen. Er wurde nach Kyûshû, in die Stadt Dazaifu, verbannt, wo er die Funktion eines niederen Beamten ausüben musste. 903 starb Michizane im Exil und nach seinem Tod brachen Naturkatastrophen, wie Dürren, Seuchen, Regenstürme, Überflutungen und Brände aus und die Audienzhalle des Kaiserlichen Palastes wurde mehrfach vom Blitz getroffen. Obendrein starben noch die Söhne des Kaisers. 


Dazaifu Tenmangû
Diese Katastrophen wurden dem wütenden Geist des im Exil verstorbenen Michizane zugeschrieben und so wurde prompt in Kyôto ein Tempel zu seinen Ehren errichtet - der Kitano Tenmangû und der Dazaifu Tenmangû. Michizane wurde auch posthum wieder in seine Ämter berufen. Nicht nur das, sondern Michizane wurde auch noch zu einer Gottheit (kami), dem Tenjin, ernannt. Tenjin ist die Gottheit der Gelehrsamkeit, Kalligraphie und Schreibkunst und die Schutzgottheit für Schreiber und Gelehrte. Ursprünglich war Tenjin jedoch ein Gott der Naturkatastrophen, erst in der Edo Zeit begannen die Gelehrten ihn als Schutzgottheit der Gelehrsamkeit anzusehen, da Michizane zu Lebzeiten ein Dichter und Gelehrter war.
Wunschtafel (ema) für das Bestehen einer Prüfung
Michizane liebte die japanische Pflaumenblüte und im Exil schrieb er ein Gedicht über einen Pflaumenbaum, der in Kyôto stünde und den er sehr vermisse. Der Legende nach flog dieser Pflaumenbaum von Kyôto nach Kyûshû, weswegen er tobiume ("fliegende Pflaume") genannt wird, und steht heute noch am Areal des Dazaifu Tenmangû. Überhaupt befinden sich ungefähr 6000 Pflaumenbäume von 167 verschiedenen Arten im Dazaifu Tenmangû und alle Tenmangû Schreine, die der Gottheit Tenjin, also Michizane, gewidmet sind, haben unzählig viele Pflaumenbäume. 

Der Stein, in dem das Gedicht tobiume von Michizane eingemeiselt ist
 東風吹かば   にほひおこせよ 梅の花  主なしとて 春な忘れそ
 Kochi fukaba nihohi okoseyo ume no hana / aruji nashi tote haru na wasureso
 Wenn der Ostwind weht  schick deinen Duft, Pflaumenblüte
auch ohne deinen Herrn   vergiß den Frühling nicht

Dieser Pflaumenbaum ist jene tobiume, die der Legende nach Michizane bis nach Kyûshû gefolgt ist
Der Fujiwara-Clan vergrößerte den Schrein im Jahr 919, aber die ursprüngliche Konstruktion fiel Bränden zur Zeit des Bürgerkrieges zum Opfer. Der derzeitige Dazaifu Tenmangû ist im Stil der Momoyama-Zeit gebaut, aus dem Jahre 1591 und wurde als "Wichtiges Kulturgut Japans" aufgenommen.

Im Garten des Dazaifu Tenmangûs
Heutzutage ist der Dazaifu Tenmangû beliebt bei Schülern und Studenten, die den Geist Michizanes darum bitten, bei Prüfungen zu bestehen.

Omikuji in Form von Flaschenkürbis (hyôtan)
In der Straße, die zum Daizaifu Tenmangû führt, finden Besucher und Touristen verschiedene Geschäfte für Mitbringsel und Restaurants. Ein kleiner Eissalon hat ume-Eis (Pflaumeneis) verkauft und es hat original wie umeboshi (sauer eingelegte Pflaumen) geschmeckt!!

Ume-Eis! <3
 Wir haben am Bahnhof vor der Abfahrt zum Dazaifu Tenmangû einen Fahrkartenpass gekauft, bei dem um 1000 Yen die Hin- und Rückfahrt von Bahnhof Dazaifu zu einem beliebigen Bahnhof (in unserem Fall Tenjin) in Fukuoka und ein Matcha mit umegaemochi (Spezialität vom Dazaifu Tenmangû, aber auch in Fukuoka erhältlich) enthalten war. Ziemlich praktisch, aber man muss dazu sagen - Matcha trinkt man dennoch am besten in Kyôto oder Kamakura. Der Unterschied ist einfach da.

umegaemochi wurden bereits im Tenmangû Schrein verspeißt - allerdings ohne Matcha!

Nach dem Ausflug zum Dazaifu Tenmangû sind wir wieder zurück nach Fukuoka und in Tenjin spazieren gegangen. Unterwegs haben wir einen wirklich kleinen und familiären Izakaya gefunden, wo die Angestellten auch immer mit uns geredet haben - aber es wurde das beste Essen seit langem serviert! Wahnsinnig lecker! Bevor wir gegangen sind hat der Chef des Hauses uns noch zwei Fächer von anderen Festivals aus Fukuoka geschenkt. :)

Feiner Salat mit daikon und nori :)
Da wir aber noch einen original Hakata Tonkotsu Ramen vor unserer Weiterfahrt nach Nagasaki essen wollten, haben wir noch einen größeren Spaziergang durch das nächtliche Fukuoka eingelegt, bevor es weiter zum Ramen-Essen ging. Dabei sind wir von Tenjin zur Oyafuko-Straße und dann weiter nach Nakasu gegangen und haben so ein wenig "Nightlife" der Stadt beobachten können. In der Oyafuko-Straße gabs eine koreanische Girl's Bar, was mich ein wenig verwundert hat. Aber nun ja, Fukuoka is ja näher an Seoul dran als an Tôkyô! ;P

Noch ein letztes Mal Fukuoka bei Nacht
Weitere Bilder:

Bunte o-mikuji im Dazaifu Tenmangû
Ein anderes ema (Wunschtäfelchen) des Dazaifu Tenmangûs
Garten des Dazaifu Tenmangû
Eine Großaufnahme des Kirin, welches auch das Logo der gleichnamigen Biermarke ziert :P
Im Schreinareal gibt es viele dieser riesigen Kusu-Bäume

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