2011/06/30

Neues UNESCO Weltkulturerbe in Japan

Am 24. Juni 2011 wurden die Ogasawara Inseln sowie die Tempel, Gärten und archeologischen Stätten von Hiraizumi (Iwate) zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt!

おめでとうございます!

Ogasawara Inseln
Die Ogasawara Inseln bestehen aus insgesamt 30 Inseln, die in drei Gruppen zusammengefasst sind und umfassen 7.393 Hektar. Die Inseln sind bekannt für ihre Vielfalt der Flora und Fauna und beheimaten auch viele, vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie die seltene Fledermausart Bonin Flying Fox (Pteropus pselaphon) sowie 195 gefährdete Vogelarten.
Im Wasser um die Insel herum herrscht genauso eine Artenvielfalt wie am Land: zahlreiche Fisch- und Walarten und Korallen tummeln sich im Meer. Das Ökosystem der Ogasawara Inseln spiegelt eine weite Reihe von evolutionären Prozessen wieder, die durch die Ansammlung von Pflanzenarten aus dem Südwesten und Nordwesten Asiens, sowie vielen heimischen Arten, aufgezeigt werden.

Hiraizumi
Die Tempel, Gärten und archeologischen Stätten representieren den "Reinen Land Buddhismus". Fünf Stätten, inklusive des Berges Kinkei (Kinkei-san) sowie Überreste der Regierungsgebäude aus dem 11. und 12. Jahrhundert, als Hiraizumi das administrative Zentrum Nordjapans war und mit Kyôto konkurrierte, wurden in Hiraizumi zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Das Gebiet basiert auf der Kosmologie des "Reinen Land Buddhismus", welcher im 8. Jhd. nach Japan gelangte.
Hiraizumi representierte das reine Land Buddhas, auf das die Menschen nach ihrem Tod hofften, sowie den geistigen Frieden im diesseitigen Leben. Der "Reine Land Buddhismus" hat in Kombination mit der einheimischen japanischen Verehrung der Natur und dem Shintoismus ein Konzept der Gartenplanung und -gestaltung entwickelt, welches einzigartig japanisch ist.


Weiterführende Links:
UNESCO Weltkulturerbe - Hiraizumi
(Englisch)
UNESCO Weltkulturerbe - Ogasawara Inseln (Englisch)

2011/06/26

Iwagô Mitsuaki - Juwelen der Welt

Zur Abwechslung mal etwas Schönes - Tierfotografien!

Iwagô Mitsuaki und ein Panda (Quelle: Digital Iwagô)
Im Kawasaki City Museum läuft noch bis zum 26.6.2011 eine Ausstellung des japanischen (Tier-)Fotografen und Filmemachers Iwagô Mitsuaki. Eigentlich ist der 1950 in Tôkyô geborene Iwagô ein Tierfotograf, aber in Japan auch als der Fotograf schlechthin berühmt. Er ist der Sohn von Iwagô Tokumitsu, einem bekannten Tierfotografen und arbeitete nach dem Abschluss an der Hôsei Universität bei seinem Vater auf den Galapagos Inseln, wo er dann beschloss, selbst Fotograf zu werden. Iwagô Mitsuaki arbeitet mit Olympus Corporation zusammen und tritt bei Olympus auch als Global Warming Witness (Zeuge der globalen Erwärmung) auf. Als erster Japaner erschienen seine Fotografien bereits zwei Mal auf der Titelseite von National Geographic (Mai 1986, Dezember 1994) und für Letters from the Sea (海からの手紙) erhielt er 1979 den Kimura Ihei Preis, durch den die ausgezeichneten Fotografen auch in den Massenmedien an Bekanntheit erlangen.

2011/06/19

Ôe Kenzaburô - History Repeats

Ôe Kenzaburôs Artikel History Repeats im New Yorker vom 28. März 2011

Der japanische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Ôe Kenzaburô war wohl eine der ersten berühmten Persönlichkeiten seines Landes, die sich nach dem AKW Unfall in Fukushima zu Wort meldeten. Ôe tat dies am 28. März 2011 in einem englischsprachigen Artikel der amerikanischen Zeitung New Yorker, welcher den Titel History Repeats trägt. Hier möchte ich kurz das Wichtigste aus dem Artikel auf Deutsch wiedergeben.
Den vollständigen Artikel des New Yorker findet man hier auf Englisch: History Repeats

Der japanische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Ôe Kenzaburô

2011/06/18

Haruki Murakamis Kritik an Kernkraft

Murakamis Rede bei der Internationalen Catalunya Preisverleihung 2011 in Barcelona, Spanien

Am 10. Juni 2011 wurde dem japanischen Schriftsteller Murakami Haruki (Naokos Lächeln, Kafka am Strand ua) der Internationale Catalunya Preis 2011 für sein Werk verliehen. Als erster Japaner erhielt er den Preis, welcher jährlich von der katalanischen Regierung verleihen wird und mit 80.000 Euro dotiert ist. Murakami spendete das Preisgeld den Erdbeben- und Tsunamiopfern vom 11. März sowie den Menschen, die vom havarierten AKW Fukushima I betroffen sind.
Murakami Haruki bei der Preisverleihung in Barcelona (Quelle: Reuters)

2011/06/16

Takahata-fudô-son - schöner Mann - schöner Tempel

Ein Tempel für Otakus - Shinsengumi & Hijikata

Die Keiô-Linie hat ein kleines Heftchen herausgebracht, welches über drei interessante Tempel informiert, die per Keiô zu erreichen sind. Über einen davon, den Jindai-ji in Chôfu, habe ich bereits hier einen Eintrag geschrieben. Der zweite der drei alten Tempel ist der Takahata-fudô-son in Hino, Tôkyô. (Der dritte befindet sich am Berg Takao, der demnächst auch abgegangen wird!)

Der Takahata-fudô-son in Hino
Statue Hijikata Toshizôs
Der Takahata-fudô-son wird in dem Heftchen für seine vielen buddhistischen Statuen angepriesen, jedoch ist er unter ausländischen Besuchern vor allem für die Shinsengumi und deren Anführer Hijikata Toshizô.
Ganz kurz eine Einführung zu den Shinsengumi: Diese "neue auserwählte Gruppe" setzte sich ursprünglich aus rônin, herrenlosen Samurai, zusammen, die in der Edô-Zeit (1603-1868) für das Shogunat und gegen den Tennô kämpfte. Die Shinsengumi stellten die letzte (bekannte) Samuraimiliz dar und waren vor allem um 1860 in Kyôto aktiv.

Wie kommt es dann, dass sich in Tama-shi, einer Vorstadt Tôkyôs, ein Tempel befindet, der den Shinsengumi und vor allem Hijikata gewidmet ist? 


Magatama - 5.000 Jahre alte Throninsignien zum Umhängen

Magatama (勾玉) werden in Japan gebogene Edelsteine genannt und bereits vor 5.000 Jahren gab es erste Funde von diesem Schmuckstück als Grabbeigabe in den kofun-Gräbern. Ursprünglich wird als Edelstein Jade verwendet, die in Japan aus dem nördlichen Zentraljapan kommt. 

Magatama (Bild: Anahita Stones)
In der kofun-Zeit (250-538)wurden die Magatama auch für Rituale und Zeremonien verwendet und waren bei der Oberschicht beliebt. Die ältesten Funde gehen auf die Jômon-Zeit zurück (10.000-300 v.Chr.). Die gebogenen Edelsteine mit einem Loch durften früher auch eine spirituelle Bedeutung gehabt haben, jedoch wurden die Magatama was Spiritualität betrifft in der Nara-Zeit von den buddhistischen Glasperlen abgelöst.
Auch in Korea (wo sie kokkok genannt werden) und dem anderen asiatischen Festland wurden Magatama gefunden, jedoch keine Produktionsstätten. Deswegen wird angenommen, dass Japan die kommaförmigen Edelsteine vor allem nach Korea exportierte. 
Legt man zwei Magatama zusammen - so formen sie nicht nur einen Kreis, sondern auch das Ying-Yang Symbol.

Armband aus Edelsteinen mit einem orangen Magatama (Bild: Anahita Stones)

2011/06/12

Anti-Atom Demo in Shinjuku 6/11

20.000 Teilnehmer laut Asahi Shinbun

Gestern, am 11. Juni 2011, fand eine Anti-Atom Demo in Shinjuku statt. Aber nicht nur in Shinjuku, für ganz Japan wurden ungefähr 130 Anti-Atom Demonstrationen angekündigt, in Tôkyô allein gab es schon 7 angekündigte Demonstrationen, wovon wahrscheinlich jene in Shinjuku am meisten Teilnehmer anlockte. 
Dort haben wir mitgemacht. 
Demonstrant, als AKW Fukushima verkleidet

Nachdem ich zugegebener Maßen eigentlich die Uni-Brennt-Demonstrationen in Wien mitgekriegt hab, bin ich dennoch gestern zum ersten Mal auf einer Demo mitmarschiert (die Regenbogen Parade in Wien anschauen gehen zählt ja nicht als Demo, oder? :D). Meine Mutter war gleich in Panik, da sie der festen Überzeugung war, die Polizei würde mich sofort verhaften und abschieben. Aber wir sind ja nicht in China, und auch nicht in Österreich! Ich war überrascht, wie die Demo abgelaufen ist, nachdem ich von den Begebenheiten auf österreichischen (linken) Demonstrationen bereits oft gehört hab (sofern man Standard-Zeitungsartikeln glauben mag...). 

Japan war ganz anders. In vielerlei Hinsicht. 

Zunächst versammelten sich um 14 Uhr alle auf einem für die Demo reservierten Platz im Shinjuku Chûô-Park, wo verschiedene Live-Acts Stimmung machen sollten. Eine Schulmädchen-Girlie-Band ala AKB48 war auch dabei, die gräßlich in den Ohren weh tat, je näher man sich begab.


2011/06/08

Wasser auf alten Mühlen - 1278 Jahre Jindai-ji

Eine alte Mühle beim Jindai-ji
Jindai-ji | 深大寺

 Errichtet im Jahre Tenpyô 5 (das Jahr 733 nach westlicher Zeitrechnung) ist der Jindai-ji neben dem Senso-ji in Asakusa der älteste buddhistische Tempel in der Metropolregion Tôkyô. Er befindet sich außerhalb der 23 Bezirke Tôkyôs, in der Stadt Chôfu und ist entweder durch einen gemütlichen und ausgedehnten Spaziergang vom Bahnhof Chôfu entfernt zu erreichen oder man begibt sich ab Chôfu Station (Nordausgang) in den Keiô-Bus Nr. 34 in Fahrtrichtung Jindai-ji auf den Weg dort hin.


Der Tempel ist ebenfalls mit dem Keiô-Bus Nr. 21 von der Station Tsutsuji-ga-oka (wieder Nordausgang) oder mit den Odakyu-Bussen Nr. 65 (Abfahrt: Bahnhof Mitaka) und Nr. 04 (Abfahrt: Bahnhof Kichijôji) zu erreichen. 


2011/06/06

6.11 Anti Atom Demo@Shinjuku | 6・11 反原発デモ@新宿

Am 5. Juni 2011 fand das 179. Shinjuku Seminar in der Buchhandlung Kinokuniya statt.
Der klingende Titel des Symposiums lautete Erdbebenkatastrophe, Atomkraftwerk und eine neue soziale Bewegung (震災・原発と新たな社会運動) und unter der Moderation von Itô Seikô fanden sich Karatani Kôjin (Philosoph und Kritiker), Yamaguchi Jirô (Politikwissenschafter), Ozawa Masachi (Soziologe) und Isozaki Arata (Architekt) zusammen und diskutierten über die Katastrophe, die der 11. März 2011 mit sich gebracht hatte.
Auf das Symposium werde ich im nächsten Blogeintrag genauer eingehen, da es den Rahmen dieses Eintrages sprengen würde. (Im Publikum hatten sich ebenfalls noch einige namhafte Vertreter japanischer Intellektueller eingefunden, die sich am Ende auch an den Diskussionen beteiligten.Also insgesamt ein langes und sehr interessantes Symposium!)

2011/06/04

Sekten in Japan - Moon-Sekte

Was man an einem sonnigen Samstagnachmittag niemals in Japan tun sollte - zu Hause sein!

Allein schon aus logischen Gründen gibt es viel bessere Ideen, einen sonnigen Samstagnachmittag in Japan zu verbringen, als zu Hause herumzulungern. Man könnte ins Museum (zu spät aufgestanden dafür), einen Radausflug machen (der letzte ging mit leichten Schrammen aus, deswegen fiel diese Option heute sowieso für mich flach...), Shoppen (wenn man Geld hätte bzw. sich dafür interessieren würde), sich mit Freunden treffen (wenn nicht alle so beschäftigt wären bzw. so weit weg) oder mit dem Hund am Tama-gawa entlang spazieren gehen (wenn der mal im Zuge eines Familiennachzugs importiert worden wäre...). 
Wie man sieht, bin ich alle  möglichen Optionen durchgegangen und habe mich dann aus Faulheit - nein aus Forscherdrang! - fürs zu Hause bleiben entschieden (Lernen, lesen, bißchen pennen, Katzen umknuffen usw),  nachdem der Lieblingsmann für den späteren Nachmittag einen Umtrunk in einem Izakaya gemeinsam mit Universitätsprofessoren und -kollegen geplant hatte.
Eine alleinerziehende, japanische Katzenmutter (klein, vorne) versucht ihre Kinder (groß, Hintergrund) vor dem immer stärker werdenen Einfluss von Sekten in Japan zu beschützen. *fauch*